In den letzten Jahren entwickelte sich die Fischotter-Population in ganz Niederösterreich sehr gut, aktuell wird mit bis zu 800 Tieren gerechnet. 2015 wurde von der EU der "günstige Erhaltungszustand" bestätigt. Hauptverbreitungsgebiet ist das Waldviertel, wo die Otter besonders den Teichwirten schon jahrelang große wirtschaftliche Schäden zufügen. Mittlerweile steigt aber auch der Druck auf andere streng geschützte Arten, wie die Koppe (ein seltener, ca. 10cm großer Fisch) und die Flussperlmuschel.
Kompromiss erarbeitet
Der Landesfischereiverband und der Teichwirteverband haben daher einen Antrag auf Entnahme von 84 Fischottern beim Amt der NÖ Landesregierung gestellt. Dieser Antrag wurde von den Experten des Landes in den letzten Monaten geprüft. Statt aber diesen Antrag einfach nur abzulehnen oder ihm statt zu geben, wurde ein Kompromiss erarbeitet:
In den letzten Monaten wurde ein umfassender Managementplan mit Experten erstellt. Mit diesem Plan soll nun eine Wahrung des natürlichen Gleichgewichts und ein Ausgleich der verschiedenen Natur-Interessen erreicht werden.
Sechs-Punkte-Plan liegt vor
Die schon jetzt bestehende Förderung für Teichzäune wird vervierfacht. Der schon jetzt bestehende Schadenersatz für die Teichwirte bei Ausfraßschäden wird verdoppelt. Das Beratungsangebot durch die Ökologische Station Waldviertel wird um 50 Prozent aufgestockt. Eine einmalige Entnahme von 40 Ottern (statt der beantragten 84) bis Mitte 2018 durch der Landesfischereiverband und Teichwirte wird stattgegeben. Die Entnahme darf nur durch geschultes Personal vorgenommen werden. Die niedrige Anzahl von 40 Stück wird die Population nicht verringern (da die jährliche Reproduktionsrate der Tiere höher liegt), aber die Ausbreitung steuern. In sämtlichen Schutzgebieten wird die Entnahme komplett ausgeschlossen. Schon vor wenigen Monaten hat das Land Niederösterreich in Zusammenarbeit auch ein Schutzprogramm für sensible Flussregionen vorgestellt und verordnet. Dieser Gewässerzonenplan soll die hohe Qualität unserer Fließgewässer langfristig absichern. Das Aussetzen fangfertiger Fische wird eingeschränkt. Die Fischer dürfen in jenen Flussregionen, in denen der Fischotter heimisch ist, nur mehr regionale Bachforellen-Brütlinge einsetzen. Damit wird einem großen und berechtigten Wunsch von Ökologen nachgekommen. Sämtliche Maßnahmen werden wissenschaftlich begleitet und sollen nach spätestens drei Jahren evaluiert und adaptiert werden. Mit diesem ausgewogenen Maßnahmenplan wurde ein Kompromiss zwischen dem Schutz verschiedener Tierarten gefunden. Dabei soll nach dem Prinzip des gelindesten Mittels vorgegangen werden, d.h. zuerst müssen Präventionsmaßnahmen ergriffen werden, erst dann dürfen Entnahmemaßnahmen angewendet werden.
Experten sprechen von angemessener Lösung
Gerhard Heilingbrunner, Ehrenpräsident des Umweltdachverbands, findet lobende Worte für diesen Plan: "Oberste Priorität hat der Schutz der bedrohten Tier- und Pflanzenwelt, die Lebensbedingungen für die bedrohten Arten sind in den letzten Jahren besser geworden. Wir müssen handeln. In einem lebendigen Bach muss die Forelle, die Koppe, die Flussperlmuschel und der Fischotter Platz haben, hier gilt es einen Mittelweg zu finden. Der vorliegende Managementplan beschreitet diesen Mittelweg." Umweltanwalt Mag. Tom Hansmann spricht von einer angemessenen befristeten Lösung. Landesfischermeister Karl Gravogel meint, dass man zwar mehr beantragt habe, das vorliegende Ergebnis aber ein tragfähiger Kompromiss sei.
Pernkopf: Ausgleich zwischen Natur-Interessen
Naturschutz-Landesrat Dr. Stephan Pernkopf spricht von einem Ausgleich: "Es spricht für das Naturland Niederösterreich, dass sich der Fischotter in unserem Bundesland schon sehr stark vermehrt hat. Um einen Ausgleich zwischen den verschiedenen Natur-Interessen zu schaffen, braucht es nun ein ausgewogenen Management, das sowohl das Wohl des Fischotter, als auch das Wohl anderer geschützten Arten im Blick hat."